Die Muskulatur ist der Spiegel psychischer und physischer Befindlichkeit. Oft kann man durch genaue Beobachtung der Körperhaltung und am Spannungszustand der Muskeln wertvolle Informationen über mentale und körperliche Kondition und nicht zuletzt die Lebensqualität des Menschen erhalten.
Daneben ist die Muskulatur unseres Körpers die aktivste und dynamischste Struktur des Bewegungsapparates und ein erheblicher Anteil der Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems im täglichen
Leben und in unserer Aktivität ist auf sie zurückzuführen. Gerade deswegen sollte sie in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht von großer Bedeutung sein. Moderne hochspezifische Verfahren, die
unsere Körperteile in Details darstellen, zeigen oft degenerative, verschleißbedingte Veränderungen der Wirbelsäule, Gelenke und Bandscheiben, die meistens Lebensumstände- und altersbedingt sind. Wir
dürfen nicht vergessen, dass der biologische Alterungsprozess mit 20 beginnt!
Selten sind die Beschwerden und Schmerzzustände in direktem Zusammenhang mit diesen objektiven Veränderungen. Vielmehr liegt die Wurzel unseres Leidens in den funktionellen Strukturen, die (noch)
nicht durch apparative bzw. laboratorische Verfahren registrierbar sind. Dies jedoch sind wir gewohnt und wollen alles objektivierbar machen und deswegen nehmen wir das, was wir sehen als Ursache des
Übels.
Durch Überlastung, Fehlbelastung, Überdehnung, Verletzungen und Unfälle, und manchmal auch schleichend kommt es zu regionalen Muskelverspannungen und Schmerzen. Dadurch entstehen winzige Störzonen in den Muskelgeweben. Gewöhnlich bilden sich diese Muskelirritationen nach kurzer Zeit mit oder ohne eine bestimmte Maßnahme, sei es Schonung oder medikamentöse Therapie zurück, jedoch oft kommt es zu anhaltenden bzw. chronischen oder immer wiederkehrenden Beschwerden. Wir suchen nach Ursachen und oft, wenn durch Zufall beispielsweise bei Röntgenaufnahmen etwas diagnostiziert wird, z.B. eine Bandscheibenschädigung oder Abnützungen, wird gedacht: „Damit müsse man leben“. Manchmal sind die Beschwerden nicht auf den Bewegungsapparat limitiert, bzw. treten zusätzliche Symptome außer Schmerzen auf. Nach Ausschluss einer Organerkrankung muss man immer an das Muskelgewebe als Ursprung der Beschwerden denken, an das so genannte Myofasziale Schmerzsyndrom (MSS).
Kennzeichnend für myofasziale Schmerzen sind die so genannten Triggerpunkte. Dies sind winzige druckempfindliche, umschriebene Punkte im Muskelgewebe. Durch Druck auf diesen Punkt kann ein Schmerz lokalisiert bzw. ausstrahlend ausgelöst werden und sich auf andere Körperstellen übertragen. So können z.B. Rückenschmerzen von Triggerpunkten aus der seitlichen Gesäßmuskulatur verursacht werden oder Kopfschmerzen von Triggerpunkten in der Nackenmuskulatur.
Die Schmerzen können sehr verschieden sein. Das kann von Ziehen über Brennen bis zum Gefühl der Kraftlosigkeit gehen und fast in jeder Region des Körpers vorkommen. So kommt es nicht selten zu Projektionsschmerzen im Brustkorb- bzw. Bauchbereich, oder chronischen Schmerzen, die gynäkologische oder urologische Probleme imitieren. Migräne-ähnliche Kopfschmerzen, Schwindelattacken, Sehstörungen, Gesichtsschmerzen und Nasennebenhöhlenbeschwerden, Ohrschmerzen selbst Zahnschmerzen sind am häufigsten vorkommende Beschwerden durch Myofasziale Syndrome im Kopfbereich, die nach Ausschluss eines Organproblems durch Triggerpunkttherapie behandelt werden können.
In der Regel treten die Schmerzen plötzlich nach Belastung oder einer ungewohnten Haltung auf.
Dem Beginn des Zustandes liegt meist nicht nur eine einzige Ursache, sondern das Zusammentreffen unterschiedlicher Einflüsse zugrunde. In ihrer Gesamtheit können sie myofasziale Schmerzen
verursachen. Ein so entstandener Triggerpunkt wird entweder verschwinden oder weiter aktiv bleiben. In solchen Fällen kommt es zu einem chronischen Schmerzzustand. Manchmal, nach einiger Zeit der
Aktivität wird der Triggerpunkt stumm, verschwindet jedoch nicht, sondern wird bei nächster Gelegenheit, sei es durch eine falsche Bewegung oder Überlastung, einem Luftzug und ähnlichem wieder akut
mit Symptomen auftreten. Manche myofasziale Schmerzsyndrome liegen einer verursachenden anderen Erkrankung zugrunde. Die häufigsten sind: Verschleißerkrankungen und Entzündungen der Gelenke und der
Wirbelsäule, Bandscheibendegenerationen und Bandscheinbenvorfälle, nach manchen inneren oder infektiösen Erkrankungen. Es gibt Faktoren die ein stummes MSS aktivieren bzw. seine Entstehung
begünstigen können. Neben physischen und mechanischen Fehl- und Überbelastungen, kann man Fehlhaltungen und Strukturprobleme im Körper erwähnen, z.B. Beckenschiefstand, Beinverkürzung und ähnliches.
Manche Stoffwechselerkrankungen, hormonelle Probleme und Vitaminmangel (z.B. Vit. B, Vit. C), chronische Infektionen, Schlafstörungen und –mangel sind andere begünstigende Faktoren bei Aktivierung
eines Triggerpunktes und darauf folgender Symptome. Stress und Psychische Probleme gehören auch zu den verschlimmernden Faktoren bei MSS, dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich hier um eine
psychische Erkrankung handelt bzw. man sich die Beschwerden nur einbildet.
Für die Behandlung von myofaszialen Schmerzsyndromen werden verschiedene Methoden vorgeschlagen. Königsmethode der Behandlung der Triggerpunkt-problematik ist die so genannte
Triggerpunktakupunktur.
Nach Beseitigung des aktiven Triggerpunktes wäre eine Entspannungsmassage in Verbindung mit Dehnungsübungen für die betroffene Muskulatur optimal.